Donnerstag, 29. September 2011

27. und 28. September


Vorbildlich, Lufthansa, das ist genauso gelaufen wie ich es mir vorgestellt hatte. Also das heisst: Ich sitz am Gang und der Platz neben mir ist frei. Recht so! Pünktlich war das Ding auf die Sekunde, exakt 7:00 indische Zeit setzen wir in Delhi auf. Der Airport ist schön sauber mit Teppich ausgelegt und es sind ungefähr 0 Leute unterwegs. Natürich weiss ich nicht, wo das Gepäck jetzt ankommt. Aber kein Problem, die Tusse an der Rezeption steht auf mich, wie auch die beiden Putzen die vorbeikommen. Raus aus dem Flughafen, zuerstmal klatschen einem recht feuchte 34°C entgegen, schlimmer aber: Rauchverbotszone. Argh. Nungut, man hat ja mit Nikotinkaugummis vorgesorgt. Erstmal 300,- richtges Geld zum Kurs 61,92 oder so in Rupien tauschen. Will ein Metroticket erstehen. Natürlich kann der Depp nicht auf die unglaubliche Summe von 500 Rupien (8,-) rausgeben, muss also das wenige Kleingeld schon anfassen. Argh. Affen. Bevor man in die U-Bahn kommt, erstmal Sicherheitskontrolle durch zwei bewaffnete Soldaten. Delhi kann eigentlich nicht so gross und verstopft sein, diese U-Bahn befördert praktisch niemanden ausser mir und braucht gute 10 Minuten ins Stadtzentrum. Leider schafft man es nicht, Tickets für zwei Linien gleichzeitig zu verkaufen, also soll ich da aussteigen und ein neues Ticket für die fehlenden zwei Stationen bis zum Bahnhof erstehen. Ja, scheiss drauf, erstmal raus und rauchen. Sofort kommen 3 Auto-Rickshawfahrer ... "Nahin, Mitro". Wieder rein. Sicherheitskontrolle. Feuerzeug darf ich nicht am Mann tragen, schliesslich ist in der U-Bahn Rauchverbot. Aber in die Tasche dürfte ich es reintun. Logik... Egal. Aber angeblich gibt's hier eh keine andere U-Bahn ausser der zum Flughafen. OK, das reicht jetzt. Also Auto-Rikshaw. 250 Rupien will der Bastard haben - 4,- EUR, dann macht er wohl den Rest des Tages frei oder so. Egal. Interessanterweise fährt hier alles recht entspannt, nur wenn man's im Fernsehen sieht, meint man, jeder fährt wie ein Idiot. Die fahren alle kreuz und quer, machen das aber so perfekt, dass bei mir nicht mal der Puls hochgeht. Also ... gut, das schon, aber nur weil mein Fahrer grade dabei ist, während eines Überholmanövers über mehrere Fahrspuren einzuschlafen. Trotzdem fahre ich bei indischen Taxlern lieber mit als beim Herrn Rieß. Was auch erstaunlich ist - von Smog und brechenden 2-Taker-Abgasen keine Spur! Könnte aber auch daran liegen, dass die Tuk-tuk mittlerweile CNG fahren. Auch stehenden Verkehr gibt's keinen, obwohl wir praktisch durch's Stadtzentrum fahren. Seltsam. Was aber auffällt: Delhi stinkt. Aber nicht nach Kuhscheisse+Abgasen und auch nicht so, dass man's nicht aushält. Ist schwer zu beschreiben, es hat was von muffligem Keller und sehr billigem Aftershave. Jedenfalls bin ich um 9:15 am Nizamuddin-Bahnhof. Toll, mein Zug geht ... um 15:05! Habe jetzt aber keinen Bock mit 18 kg Gepäck hier gross in der Stadt rumzulaufen. Also erstmal schauen, wo der Zug fährt. Der Warteraum ist gefühlte 200 Jahre alt und dieser Bahnhof eine Müllkippe. Eimer gibt's zwar, aber Müll wird hierzulande am Bahnhof grundsätzlich ins Gleis geworfen (im Zug: aus dem Fenster). Im Gleis laufen dann irgendwelche komischen rum und sammeln ihn wieder auf. Das alte Weib -was hier wohl schon immer arbeitet- verweist mich auf "Platform 7". Gut jetzt sitz ich halt hier, direkt neben dem Wasser+Snack-Stand und schau mal, was so passiert in sechs Stunden. Naja, sie ignorieren mich einfach, haben hier wohl doch schon mal Ausländer gesehen. Drei Bettler, zwei Kettenverkäufer und ungefähr 200 Schuhputzer versuchen's bei mir, natürich erfolglos. Gegen 11 wird's allmählich voll - für den 15-Uhr-Zug wohlgemerkt, der Inder an sich ist gerne früh am Bahnhof und macht dann mit der ganzen Sippschaft Brotzeit am Boden. Das Rauchverbot ignoriere ich natürlich, warte aber immer, bis die Cops bei ihrer Runde vorbeigelatscht sind. Der Zug fährt eine Stunde (!) vor Abfahrt ein. Die üblichen 25 Wagen. Sleeper fängt bei S3 an - ich habe S2. Scheisse. Vielleicht sind die Cops ja für irgendwas nützlich, nachdem ich mein Problem schildere, wird der Wageneinteiler angeschnauzt, was der Scheiß soll. Aber S2 ist nicht vergessen, er hängt nur wo ganz wo anders. Idioten. Sleeper class ist wirklich nicht so wild. Sitze bequem und für 1,- pro 100 km kann man schon mal nicht so pingelig sein (zum Vergleich: Der Zug hat für 188 km die Hälfte von dem gekostet, was der Taxi-Halsabschneider wollte). Verhungern kann man in dem Zug nicht, alle 20 Sekunden gibt's Chai (Tee mit Milch), 170 ml zu 5 Rupien (= 8 cent oder EUR 0,08). Es springen fünf Chai-Verkäufer, drei Essensverkäufer, ein Eiscremeverkäufer (argh! in einem Pappkarton! 34°!) und ein Spinner mit leuchtenden Plastikkugeln im Zug rum. Meine Mitreisenden sind entweder nicht vorhanden oder schlafen, jedenfalls lassen mich alle in Ruhe. Zwei Bettler kriechen am Boden rum und schieben ihr Hemd dabei vor sich her (?). Normalweise sollte man bei der Nummer aber vorher die Beine abhacken, so sieht das einfach nur bescheuert aus und natürlich gibt's für diese Vorstellung kein Geld. Die Einzeller schaffen es tatsächlich, trotz pünktlicher Abfahrt bis Agra 15 Minuten Verspätung aufzubauen. Vor mir an der Tür steht ein ... ich weiss nicht, Lippenstift, Frauenkleider aber unrasierte Bartstoppeln ... mir wurscht. Ich bin totmüde weil ich seit 30 Stunden wach bin. Die Hotelsuche werde ich mal "outsourcen", also halt in Agra warten bis der erste Schlepper kommt, der "ein super billiges" Hotel kennt. So hat nämich er das Problem, ein freies Zimmer zu finden und für Europäer ist der Preisunterschied ein Witz. Natürlich findet er eine Absteige, ein abgefucktes Dreckloch (für uns ... aus indischer Sicht recht annehmbar) aber immerhin mit warmer Dusche für 800,- Rs pro Nacht (12,-), passt schon, es hat einen Deckenventilator, Zimmer geht nicht zur Strasse raus, sondern zu einem 1-qm-Schacht der wohl direkt in der Kanalisation mündet. Aber die Dusche tut tatsächlich. Dafür gibt's zwar bedeutend bessere Quartiere in Agra, aber ich hab jetzt keinen Bock zu suchen und drei Nächte werd ich das schon überleben.




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