Mittwoch, 5. Oktober 2011

04. Oktober

Die haben wirklich gutes Fensterglas hier, als ich mal testweise die Scheibe öffne, dröhnen mir 400 Dezibel bei feuchtwarmen +33 entgegen. Das lassen wir mal lieber. Meine Scheiße nimmt allmählich die Farbe von Curry an, bin wohl schon einige Zeit hier. Erstmal schön entspannt ein Frühstück ordern. Dann gegen Mittag zur Rezeption zwecks Nachfrage zu Fremdenführer. Ein ordentlich gekleideter und gebildeter Herr bietet heute abend sowohl das Ganges-Gebet-Bad (zum Zuschauen natürlich, ich bin im Gegesatz zu den Anderen hier nämlich nicht immun gegen Cholera) und morgen sehr früh am Morgen eine Bootsfahrt auf dem Ganges an. Das nehme ich dann mal. 17:30 soll's losgehen. Nachdem Frischgeld nicht schecht wäre, mache ich mich auf den Weg zum Geldautomaten, wobei man sich die 200 Meter wirklich hart erkämpfen muss. Weniger durch die Wegelagerer, mehr durch den Verkehr. 10000 ist das Maximum, was man pro Vorgang abheben kann (160,- EUR). Na toll, ich hab noch mehr zu tun, als von einem Geldautomaten zum nächsten zu pilgern. Pünktlich starten wir. Gleich auf die nächste Fahrradrikshaw drauf. Nachdem der Guide ein -offensichtlich bessergestellter- Einheimischer ist, hat der Fahrer natürlich nichts zu lachen. Der wollte ihm wohl erklären, dass der Preis natürlich nicht 20, sondern 200 Rupien ist, weil ich ja Ausländer wäre. Was er aber nicht weiss: Ich werde pauschal zahlen, die Rikshaw zahlt also mein Guide. Der schreit daraufhin erstmal den Fahrer an, ob er irgendwie spinnt, daraufhin wird -ohne zu zahlen- ausgestiegen und der Nächste bemüht. Der versucht's auch am Ziel, aber der Guide gibt ihm 20,- und wir gehen einfach. Der Fahrer macht ein bisschen Gack-gack (2 km in Indien die Rikshaw bewegen für 20,-, also ca. 0,33 EUR, ist schon scheisse bezahlt, ist aber der übliche Preis ohne Ausländer-Aufschlag), aber der Guide zischt nur was, was wohl ungefähr "Ein Trum Schelln kannst haben!" heisst. Dann latschen wir ein bisschen durch Gassen, die so eng sind, dass man hier nichtmal mehr mit der Rikshaw fahren kann. Erinnert ein bisschen an Venedig, stinkt aber mehr. Varanasi ist eine der am längsten durchgehend von Menschen bewohnten Siedlungen überhaupt weltweit, mindestens 5000 Jahre. Und genauso sieht's hier auch aus. Wir gehen zu einem "Ghat", das sind Stufen, die an den Ganges gebaut sind, wo der Hindu an sich irgendwelche Gebete abhält. Hier ist das Zentrum der Hindu-Religion, genau 2 Meter vor mir sitzen 5 Priester, die jetzt wohl irgendwas komisches machen müssen. Das passiert jeden Abend, seit Jahrtausenden, und war schon recht interessant zum Anschauen. Die Priester sind dabei allerdings alle sehr jung, was aber einfach daran liegt, dass die Zeremonie, bei der Metallkelche mit Feuer drin eine Stunde lang rumgeschwenkt werden müssen, einfach zu anstrengend ist für Ältere. Rückfahrt ist entspannt, kaufe noch einem Strassenkind mit Bauchladen irgendeine selbstgeklebte Tröte oder sowas ab, dann ist gut. Zur weiteren Pflege der Exkrementalfarbe gibt's wieder Hühnchen in Currysauce und Chai. Drei weitere male wird der Generator im Lauf des Abends noch bemüht.



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