Mittwoch, 12. Oktober 2011

12. Oktober

Die stockschwule Vodafone-Karte geht auch nicht mehr, vermutlich haben die Einzeller das 3G-Paket nicht richtig draufgeschaltet. Darum muss ich mich aber in Udaipur kümmern, die Zeit rennt, muss zum Bahnhof. Freundlicherweise im Hotel-Fahrzeug. Das ist ein echtes Auto, also das, was wir unter einem Auto verstehen. Was für ein seltsames Gefühl, es ist Stahl um mich herum! Gepäckneger. Zug ist nicht angeschrieben. Herrgott, was soll das jetzt wieder, ich habe heute morgen echt keine Lust auf diese Kindereien! Aber der Neger weiss, wo der Zug geht. Gleis 11. Ab Gleis 8 wird der Bahnhof irgendwie grattlig, es gibt keine Anzeigen und auch sonst keine Elektronik mehr. Dann wird mir klar, warum - diese Strecke ist noch Meterspur und nicht Breitspur, soll wohl demnächst umgestellt werden, da wird nichts mehr investiert. Mein Zug steht schon da und erinnert mich an die Gründerzeit, wäre man 1898 auf der Ammerseebahn gefahren, hätte der Zug in etwa genauso ausgesehen. Zuglaufschilder aussen am Wagen nur noch auf Hindi - ein Glück, dass ich die Schrift lesen kann. "Ahmedabad - Udaipur" steht da. Dann muss es ja passen. Pünktlich auf die Sekunde fährt der Zug los. Ein Glück auch, dass es der "Mewar Fast Pass", also ein "Schnellzug" ist. Zumindest schneller, als wenn man ihn mit einem Pferd ziehen würde, manchmal fahren wir sogar 40! Und von 38 Unterwegsbahnhöfen werden wir auch nur auf 35 halten - ist ja ein Schnellzug schliesslich. Stöhn. Wie üblich gibt's auf der Lokomotive einen versteckten Knopf, mit dem man die Hupe kurzzeitig unterbrechen kann, z.B. bei Gefahrensituationen. Wenigstens kann man hier im Zug rauchen. Vermutlich darf man's nicht, aber es stört auch keinen. Türen (Aussentüren!) sind natürlich permanent offen, Fenster gibt's sowieso keine. Der Zug wird für die 298 Kilometer nach Udaipur immerhin fast 11 Stunden brauchen. Aber es ist eine schöne Fahrt, mein Abteil ist leer, nur kurzzeitig fahren zwei Mönche mit. Der eine will mich wohl auf Hindi nach dem Namen von "meinem" Gott fragen. Leider leider versaue ich's, anstatt dass ich "Chrom" (oder wie? "Kromm?"?) antworte (sicher kennt er 'Conan der Barbar' nicht), antworte ich halt "God" und behaupte, dass das Wort in Deutsch und Englisch gleich ist ... will jetzt keine religiöse Diskussion mit dem Vogel anfangen, wäre eh sinnlos. Die Landschaft verändert sich, Rajasthan ist ein Wüstenstaat, und das merkt man auch. Nix mehr saftiges grün ... Hecken gibt's hier jede Menge, aber die bestehen aus Kakteen. Und Palmen. Har har, da fällt mir ein, wie ist das Wetter in Deutschland grade? 12 Grad und Regen? Lol! Das Gestrüpp am Boden wird immer brauner, dafür gibt's jetzt auch sowas wie Berge. Schöne Gegend hier, gefällt mir gut. Wir kommen in Udaipur an. Was für eine geile Stadt! Sie stinkt nicht (ja, das gibt's hier tatsächlich!), sie ist leise und die Landschaft ist schön. Müll liegt nur ganz wenig rum, der Rajpute hat's im Gegensatz zum Affen aus Agra wohl gerne sauber. Der beste Platz, den ich bisher besucht habe. Taxler zeigt mir ein Buch mit Referenzen, die deutsche Gäste ihm gegeben haben. Dann will ich ihm ausnahmsweise mal glauben, dass sein Hotel besser ist als meins. Tatsächlich hat er recht - die wollen 1000,- pro Nacht, in perfekter Lage am See mit schönem Dachrestaurant. Essen ist hervorragend, Aussicht auch, WLAN gibt's ebenfalls, Personal ist super-freundlich und die Zimmer sind neu ausgebaut. Jetzt (abends auf der Dachterasse) ist der Moment, an dem ich es zum ersten mal bedaure, dass ich alleine hier bin.


Häuschen mit Seegrundstück und mediterranem Flair

Auch ein Schmuckstück! Ob es verkäuflich ist?

Indische Stellwerkstechnik

Genaugenommen weiss ich nicht, warum sie die Türen überhaupt einbauen

Klimaanlage. Sogar elektrisch. Dieses Exemplar ist aber leider kaputt.

Blick ins Abteil. Der Platz des Europäers ist am Kissen zweifelsfrei zu erkennen.

Bordtechnik...

Mind the gap between the train and the platform

Ja, es wird trockener allmählich


Schluchten haben's auch hier

Udaipur bei Nacht

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