Samstag, 1. Oktober 2011

30. September

Heute gibt's einen recht frühen Start in den Tag, um 6:00 Uhr fahre ich mit meinem Taxi-Spezi los. Es müssen ein paar Tempel in Matura und natürlich Fatehpur Sikri angeschaut werden. Scheißerei hab ich keine, trotz dem Hühnchen gestern, ich scheine es also recht gut vertragen zu haben. Indische Highways sind ein echtes Highlight, das Taxi wird hier streckenweise mit 70 km/h voll ausgefahren. Das Gehupe -was ständig und überall, auch wenn völlig sinnlos- gemacht wird, ist hier nicht böswillig so wie im Vaterland. Man darf auch Polizei/Militär anhupen und auf allen LKW steht hinten sowas wie "horn please" drauf. Das was wir mittels Verkehrsregeln, Ampeln, Fahrstreifen und Führerscheinen machen, macht hier die Hupe, und es funktioniert erstaunlich gut. Ganz frei ist man beim Tuning aber wohl auch nicht, indische Polizei zieht unterwegs ein Gefährt aus dem Verkehr, was man am ehesten als "Floß mit Rädern und draufgestelltem 1-Zylinder" beschreiben kann. Der Grund für die Zwangsstillegung ist aber die fehlende Steuerplakette, die Technik ist ihnen egal, wie der Taxler erklärt. Es wird generell auf 1 cm genau am nächsten Hindernis vorbeigefahren. Auf dem Highway sehe ich tatsächlich mal einen Unfall, ein LKW hat wohl ein Taxi gröber beleidigt, aber nur Blechschaden. Mein Taxler meint übrigens, dass mein Hotel ein "recht gutes" sei ... naja, man muss einfach das, was wir im Westen unter "Hotel" und "sauber" verstehen, ganz schnell vergessen hier. Ist aber nicht so, dass hier die Ratten und Würmer überall rumlaufen, und Spinnen -das nur nebenbei- gibt's hier keine, nur kleine Weberknechte. Doch zurück zum Thema. Zuerst geht's in irgendeinen Hindu-Temel. Ganz neu gebaut, alles weißer Marmor - mit Ausnahme der Decke, das sind nur Fertigbetonteile. Vermutlich ist ihnen nicht mal das Geld ausgegangen dabei, sie haben einfach nur keinen vollen Sinn für schöne Dinge, das gleiche wie in Rumänien. Ein Frühstück wäre nicht schlecht, also "Puri". Das Frittierfett von dem Kerl dürfte aus den 80ern sein. Puri ist so eine Art .. aufgeblähter Pfannkuchen mit Zucker, der in einen Napf gesteckt wird, dann schüttet man irgendeine Pampe drüber, die sowas ähnliches wie Erbsensuppe ist. Danach gibt's ... keine Ahnung was es genau ist, im Prinzip wohl frittierter Zucker in Spiralenform. Das ist lecker und hat ungefähr 5000 Kalorien pro Biß, aber egal. Weiter zum neuen "Maa Durgha"-Tempel. Der beeidruckt mich wiklich, leider darf man innen keine Fotos machen, aber die Maa Durgha-Statue mit 30 Metern Höhe ist wirklich beeindruckend (siehe Foto). Gut, wenn man sich Maa Durgha angeschaut hat, muss man natürlich auch die Lord Krishna-Stationen durchmachen. Mit dem Taxi durch Gassen fahren, die so eng sind, dass ich da nicht mal laufen würde. Irgendwo mittem im Siff bleiben wir stehen. Ein Idiot spring auf den Taxifahrer zu, schreit ihn an und fuchtelt wüst rum. Hätte er das bei mir gemacht, wäre wohl eine Erziehungsmassnahme fällig gewesen, aber so ist mir das wurscht. Als das Taxi einen Meter weiter steht, beruhigt sich der Spinner auch wieder. Depp. Hier, mitten im Müll, steht ein Baum an dem bunte Bändchen hängen. Touristen gibt's keine, auch kaum Indische. Der Platz hat nur ein paar Quadratmeter, aber angeblich hat Krishna hier bei dem Baum (ja, DIESER Baum, vor 4000 Jahren ... hmmm) irgendwelche Sauereien mit seiner Freundin Radha gemacht. Und hier ist er auch blau geworden, weil hier hat er im Wasser mit einer Kobra gekämpft. Was mir jetzt nicht klar ist ... da war er schon gross, wieso malen sie ihn auch in blau, wenn er klein ist? Naja. Weiter geht's zum nächsten Garten, da hat Krishna irgendwas mit anderen Weibern gemacht ("gopis", Hirtenmädchen, und davon hat er irgendwannmal 16384 geheiratet ... daher sind übrigens die Kühe auch heilig hier, liegt an dieser Geschichte). Die Gopis sind jetzt aber zu Sträuchern geworden. Am "rang mahal" (="Farbenpalast", soviel Hindi kann ich) will ich ein Foto machen, aber der Depp, der hier die Spenden kassiert, lässt mich nicht. Drecksack. No picture, no money. Als ob sich Krishna dran stören würde, wenn hier einer fotographiert ... eher würde er das Volk hier wegen 30000000 anderer Blödheiten in die Hölle verfrachten. Aber "Religion macht dumm", ich sag's ja immer wieder. Nächster Krishna-Tempel. Hier sieht man, dass die Mischung von Religion und Drogen noch mehr dumm macht. Am Boden sitzen ein Haufen ... weißer (!) Mönche oder sowas, machen Lärm und ordnen die Worte "hare" (=preisen), "ram" (vorherige Inkarnation) und "krishna" zufällig zu irgendeinem Singsang an. Ich mag die Krishna-Tempel nicht, das sind alles nur Spinner, Maa Durgha hatte viel mehr Stil. Draussen kommt ein alter Sack auf mich zu und meint "ten rupees for the baba?". Ich mag ihn, also gebe ich im halt die 10 Rupien (18 ct.). Dafür schenkt er mir auch eine hübsche Krishna-Statue aus Metall ... das ist nett. Anschliessend Mittagessen, wieder Chicken, wieder ein Ausländer-kompatibles Restaurant, natürlich mit deutschem Preis (10,- EUR!). Wucher. Habe jetzt seit dem Morgen zwei Liter Wasser reingeschüttet und war heute noch nicht auf dem Klo. Hier gehe ich dann doch mal, es tröpfeln doch immerhin 10 ml raus, mit entsprechender Farbe. Verdunstet wohl alles voher, die Inder gehen alle irgendwie nie pinkeln. Schütte sofort weitere zwei Liter nach, in der Hoffnung, dass es irgendwann mal reichen wird. Dann zu Fatepur Sikri, wieder irgendein Steinhaufen den irgendein Moghul-Kaiser -glaube es war der Opa von dem, der den Taj gebaut hat- hat aufschütten lassen. Kann ich nicht besonders empfehlen, ist recht langweilig. Souvenirverkäufer gibt mir Chai aus und will 1100,- für hohle Marmorkugeln, wo man eine Kerze reinstellen kann. Ist hübsch, aber nicht für den Preis. Nachdem ich 20 Minuten konstant bei 300,- geblieben bin, gibt er's mir tatsächlich für die 4,80 Euros ... das hatte ich eigentlich gesagt, um ihn loszuwerden, aber auch recht, ist hübsch. Danach Heimfahrt. Mir liegt schwer im Magen (also ausser dem Puri mit Matsch), dass ich für morgen immernoch kein Zugticket habe und es eine Nachtfahrt wäre, mit 10 Stunden warten am Bahnhof von Agra vorher. Taxer regelt das, ich bekomme ein Ticket für den 6:10-Intercity nach Lucknow. Der Tickethansel bringt das Ticket ins Hotel. 250,- kostet das - 4,- in richtigem Geld, Zugfahren ist so geil hier. Dann schauen wir mal, was Lucknow so bietet - Agra ist vom Taj abgesehen voll abgefuckt und jeder versucht igendwie, die Touristen (die's in Indien eigentlich nur hier in Agra gibt) auszunehmen.

Maa Durgha

Taj Mahal (Version für Touristen aus der DDR)

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