Donnerstag, 6. Oktober 2011

05. Oktober

Ich hasse früh aufstehen! 5:00! Aber so oft kann man nicht bei Sonnenaufgang auf dem Ganges mit dem Boot rumfahren, also muss es wohl sein. Kacken fällt irgendwie aus ... das irritiert mich jetzt, ich wäre der erste westliche Tourist, der es schafft, in Indien Verstopfung zu bekommen. Das wird überhaupt ein harter Tag, schliesslich gibt's dann um 18:00 den Nachtzug nach Khajuraho und das wird eine 12-stündige Fahrt (eigentlich nur 11, aber ich glaube nicht, dass der pünktlich ankommen wird). Die Strassen sind für Varanasi-Verhältnisse praktisch tot, hier geht's um 6:00 maximal so zu wie in München im Berufsverkehr, also aus indischer Sicht "gar nicht". In Varanasi sind ständig religiöse Feste, das kann dann schon mal bis 4 Uhr dauern, daher ist der Inder hier geneigt, nicht vor 11 Uhr aufzustehen. Sehr vernünftig. Fahrrad-Rikshaw in die Stadt, dann zu Fuß weiter und auf's Boot umsteigen. Sehr entspannt. Vom Fluß aus kann man sich jetzt auch die Krematorien anschauen - manuell sollte man da vorsichtig sein. Zum einen darf man eh nicht fotographieren, zum anderen werden hier heftige "donations" verlangt. Ja spinn ich oder was, dass ich irgendsoeinem Affen das Abfackeln von Oma bezahle? Ganz sicher nicht. Es riecht übrigens tatsächich so ähnlich wie beim Grillen. 180 Altmenschen werden hier am Tag recycled. An zwei Ghats wird traditionell mit Holz verbrannt. Das können sich aber die Armen nicht leisten, daher hat die Regierung zusätzlich eine gasbetriebene Verbrennungsanlage aufgestellt. Ein paar Zeitgenossen stapfen in der Asche rum und klauben die Goldzähne raus, danach wird selbige per Schaufel in den Fluß geschippt. Naja, bei der Menge hier kann man nicht so ein Gezeter machen wie in Deutschland. Allerlei Volk badet im heiligen Fluß oder trinkt daraus, drei Meter weiter wird -weniger heilig- ungeklärtes Abwasser hier verklappt oder es schwimmen Reste von Leuten vorbei, deren Familien etwas zu sparsam beim Holzeinkauf waren. Ich muss es einfach nochmal wiederholen, Religion-macht-doof, es ist einfach so. Nach der Bootstour werden noch ein paar Tempel besichtigt. Mein Guide scheint wirklich stadtbekannt zu sein, ständig grüßen den irgendwelche Leute auf der Strasse und das Gesindel hält Abstand. Ich kaufe mir noch einen Seidenschal -wenn man schon mal in Varanasi ist- und weil die Fahrt für 15 Minuten zum Einkaufen von Süssigkeiten unterbrochen wurde, gibt mein Guide dem Fahrer -sehr grosszügig- diesmal sogar 30 Rupien, was das übliche Wehklagen nach sich zieht. Hotel lässt mich für einen Zuschlag bis 16:30 bleiben, fein, bisschen ausruhen. Dann zum Bahnhof. Stom ist weg, Anzeige geht nicht. Von drei Geldautomaten funktoniert einer, aber da spinnt der Touchscreen, Security-Mensch der den Geldautomaten bewacht (das ist hier üblich) hilft mir aber. Mein Zug wird weder angezeigt noch angesagt. Also wieder Touristenpolizei, wieder sehr nett, wie die Gruppe Japaner vor mir schicken sie mich zu Gleis 8, wo der Zug auch tatsächlich schon steht. Fein. Zug ist relativ leer, Pritsche am Fenster, recht so. An jedem Misthaufen wird gehalten, dann sichert die bewaffnete Begleittruppe erstmal den Bahnsteig (Beleuchtungen hier: 1 Kerze - für den ganzen Bahnhof, wohlgemerkt). Aber die Cops haben riesiege Lampen und suchen generell das ganze Gebiet nach Heckenschützen ab, jedes mal. Gut, professionelle Söldner hätten sie zu dem Zeitpunkt schon ausgeschaltet, aber für den indischen Durchschnitts-Amokläufer reicht das wohl. Ich kann tatsächlich schlafen, und zwar mit nur einer Unterbrechung und insgesamt 8 Stunden - 10 Minuten vor dem Ziel wache ich auf. Tuk-tuk-Fahrer kommt sofort (klar...) aber wir sind hier auf dem Land da sind es nicht solche Grattler wie z.B. in Agra. Der Bahnhof ist intelligenterweise ins Nichts gebaut, der riesige Parkplatz ist leer und die Stadt 7 km weg. Hotel ist OK und hier ist wirklich gar nichts los, ich mache das Fenster auf und höre - nichts!

Sonnenaufgang am Ganges 
Ja, schön badi-badi machen...

...aber den Opa haben's in den Schwimmstall gesetzt, damit er nicht abhaut

Krematorium. Ja, das ist Rauch und ja, rechts ist ein Aschehaufen

Gasse in Varanasi

Gasse OHNE MENSCHEN in Varanasi - das ist selten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.